Ziel der angestrebten Arbeit ist es, aus multiperspektivischer Sicht die sozialen Interaktionen sowie institutionellen und gesellschaftlichen (Macht-)Strukturen in der Institution Ausländerbehörde auf Basis einer ethnographischen Herangehensweise zu untersuchen und zu analysieren. Der Fokus der Studie liegt auf der Rekonstruktion von Formen und (Wirk-) Mechanismen sozialer Interaktionen im alltäglichen behördlichen Handeln sowie auf den Strukturen, Organisationsabläufen, Routinen unter Berücksichtigung der rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen in kommunalen Ausländerbehörden.
Die kommunalen Ausländerbehörden in Deutschland sind unter anderem im Rahmen der Auftragsverwaltung für „(…) aufenthalts- und passrechtliche Maßnahmen und Entscheidungen nach diesem Gesetz und nach ausländerrechtlichen Bestimmungen in anderen Gesetzen (…)“ (§ 71 Abs. 1 AufenthG) zuständig.
Das bedeutet, dass die grundsätzliche Aufgabe der kommunalen Ausländerbehörden darin besteht, die geltenden Gesetze und Verwaltungsvorschriften zu vollziehen, sowie die für die Ausländer*innen geltenden rechtlichen Regelungen auf die konkreten Fälle anzuwenden. In den kommunalen Ausländerbehörde werden machtvolle Gesetze ausgeführt, die große, teilweise existentielle Auswirkungen auf die Adressat*innen der Ausländerbehörden haben. Dies führt häufig zu Reibungen und Spannungsverhältnissen zwischen den unterschiedlichen Akteur*innen.
In den öffentlichen, medialen und politischen Debatten über die Flüchtlings-, Migrations-, Integrationspolitik und das Asyl- und Aufenthaltsrechts, wird häufig über die Arbeit in den Ausländerbehörde kontrovers diskutiert.
Die Auseinandersetzung mit den sozialen Interaktionen (Wirk-)Mechanismen von (Macht-)Strukturen in Ausländerbehörden verfolgt in dieser Arbeit nicht die Skandalisierung dieser Institution oder ihren Routinen, sondern sie soll einen weiterführenden, wissenschaftlichen Beitrag zu diesem bisher wenig erforschten Themenbereich leisten.
Insbesondere für die direkt involvierten Akteur*innen wie beispielsweise die Adressat*innen, die Mitarbeiter*innen in den Ausländerbehörden sowie Politiker*innen, Entscheidungsträger*innen in den Kommunen soll diese Studie neue Einblicke, Dimensionen und Handlungsmöglichkeiten eröffnen, um einen Perspektivenwechsel auf den verschiedenen Ebenen zu ermöglichen.
Betreuung:
kooperative Promotion HSD - Johannes Gutenberg-Universität Mainz