Wirkungsorientierung in der Kinder- und Jugendarbeit. Ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt.
Untersuchungsintrumente und Projektveröffentlichungen siehe Fenster "Hintergrundinformationen"
Hintergrund
Die
Thematik der Wirkungsorientierung gewinnt in der Kinder- und
Jugendarbeit (KJA) – wie in anderen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit
– zunehmend an Bedeutung. Während relevante Folgen, Resultate bzw. die
Wirkungen in anderen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit bereits durch
Forschungsbefunde transparent gemacht wurden, die auf mitunter breit
angelegten Untersuchungen basieren, ist dies in der KJA bislang nur
äußerst selten der Fall.
Eine Auseinandersetzung mit dieser
Thematik scheint heute jedoch für viele Jugendämter und Kommunen wichtig
zu sein bzw. zu werden, um neue Regelwerke einzurichten. Die bisher
angewandten Methoden für die Beurteilung der Arbeit und ihrer Ergebnisse
(z.B. Selbstreflexion oder Qualitätsversprechen; basale
Berichterstattung und Dialogstrukturen) werden potentiell nicht (mehr)
als hinreichende Basis für die angestrebte Verstetigung und Steigerung
bestehender Leistungs- wie Angebotsqualität gesehen. Deshalb befinden
sich zurzeit viele Jugendämter auf der Suche nach einer alternativen
Grundlage für die Etablierung einer nachhaltigen Qualitätssteigerung.
Diese neue Grundlage soll das Identifizieren und Erfassen von Wirkungen
und Folgen sozialpädagogischer Arbeit darstellen. Die Einführung einer
solchen Wirkungsorientierung scheint dabei neben dem Erreichen des Ziels
einer Qualitätssteigerung auch aufgrund neuer fachlicher Leitlinien für
die kommunale Steuerung und vor dem Hintergrund der Erwartung eines
zielgenaueren Ressourceneinsatzes verfolgt zu werden.
Die
Umsetzung dieses Vorhabens erweist sich in der Praxis jedoch vielfach
als problematisch: In Ermangelung veröffentlichter „guter Praxis“ und
erprobter Modelle einer Wirkungsorientierung müssen eigene Lösungen
konzipiert werden. Hierbei ergeben sich im Handlungsfeld der KJA –
dessen Rahmen- und Arbeitsbedingungen sich von anderen Arbeitsfeldern
der Sozialen Arbeit z.T. stark unterscheiden – erhebliche fachliche,
politische wie legitimatorische Probleme. Obwohl Modelle einer
Wirkungsorientierung in verschiedenen Bereichen der Kinder- und
Jugendhilfe – wie z.B. den Hilfen zur Erziehung und in
Kindertagesstätten – mittlerweile erprobt sind, können diese von
Jugendämtern nicht ohne Weiteres auf das Arbeitsfeld der KJA übertragen
werden.
Im Arbeitsfeld der KJA sollen die Wirkungen auf der
Grundlage des gesetzlichen Auftrags sowohl auf der individuellen Ebene
i.S. von Kompetenzaneignung, Wertorientierung oder Alltagsbildung als
auch zwingend durch Effekte der Infrastruktur beschrieben werden, die
sich auf der Individual- bzw. Subjektebene nicht oder kaum abbilden
lassen. Wirkungsorientierung in der KJA mit einem empirisch fundierten
Element erweist sich folglich als anspruchsvolles Vorhaben.
Ziel
Das Projekt, das am Forschungsschwerpunkt Wohlfahrtsverbände / Sozialwirtschaft angesiedelt ist, befasst sich mit der Beantwortung folgender zentraler Fragen:
- Wie ist der aktuelle Stand der Wirkungsorientierung in den NRW-Jugendamtsbezirken?
- Welches empirisch fundierte Wissen liegt aktuell zu den Wirkungen der KJA vor?
- Was kann die KJA von Verfahren / Modellen / Instrumenten der Wirkungsorientierung in anderen Arbeitsfeldern lernen?
- Mit welchen Strukturen / Prozessen im Kontext einer Wirkungsorientierung lässt sich die Qualität der KJA steigern?
- Welche Effekte, Chancen und Probleme sind mit der Implementierung einer Wirkungsorientierung auf kommunaler Ebene verbunden?
Forschungsdesign
Neben
einer Totalerhebung der Jugendämter in NRW per Fragebogen und einer
ergänzenden Dokumenten-Analyse sind eine Reihe von leitfadengestützten
Expert*inneninterviews vorgesehen, um den Status quo der
Wirkungsorientierung (i.S. einer Bestandsaufnahme der damit verbundenen
Ziele, Verfahren, Vorgehensweisen und Instrumente) in den
NRW-Jugendamtsbezirken zu ermitteln und einen Überblick über die
Optionen einer Wirkungsmessung im Arbeitsfeld zu generieren. Inwieweit
sich Verfahren / Modelle / Instrumente der Wirkungsmessung,
-orientierung und -darstellung aus anderen angrenzenden Arbeitsfeldern
(z.B. der Kinder- und Jugendhilfe) auf die KJA übertragbar machen
lassen, soll im Rahmen einer Modellanalyse geklärt werden.