Hochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
Fachbereich Sozial- & Kulturwissenschaften
Faculty of Social Sciences and Cultural Studies

​Kurzbeschreibung

EZuFöST – Ehrenamt der Zukunft: Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe Älterer im Quartier

Das Praxisforschungsprojektes EZuFöST – durchgeführt von der Hochschule Düsseldorf in Kooperation mit dem Caritasverband für die Stadt Köln e. V. und finanziert von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW – verfolgt das Ziel ein nachhaltiges und übertragbares Modell-Konzept zu entwickeln, das aufzeigt, wie auch zukünftig unter den veränderten gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen ein flexibles und zugleich verlässliches Ehrenamt ältere Menschen bei ihrer gesellschaftlichen Teilhabe unterstützen kann.


Ausgangssituation

Zahlreiche ältere Menschen werden gegenwärtig durch ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe dabei unterstützt, ihre gesellschaftliche Teilhabe sicherzustellen und damit sozialer Isolation entgegenzuwirken. Dabei ist in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass die Anzahl jener steigt, die eine Unterstützung wünscht und benötigt, jedoch gleichzeitig die Anzahl derjenigen sinkt, die sich in den vorhandenen Strukturen ehrenamtlich engagieren möchten. Die Folgen sind lange Wartelisten, die dazu führen, dass soziale Isolation und in der Folge Vereinsamung älterer Menschen zunehmen, während sich ihre Teilhabechancen reduzieren.

Vor diesem Hintergrund geht das Projekt EZuFöST den folgenden forschungsleitenden Fragen nach:

  • Wie können „neue“ Ehrenamtliche für ein Engagement gewonnen werden?
  • Welche Zugangsbarrieren bestehen für potenzielle Ehrenamtliche im Hinblick auf ehrenamtliches Engagement in den bestehenden Strukturen?
  • Welchen subjektiven Nutzen schreiben Ehrenamtliche ihrem Engagement zu?
  • Lassen sich ggf. aus anderen Bereichen, wie bspw. der Migrations- und Integrationsarbeit, handlungsfeldspezifische Bedingungen und Strukturen importieren?


Forschungsdesign

Als Untersuchungsfeld dienen die Nachbarschaftshilfen Kölsch Hätz (in ökumenischer Trägerschaft der Caritas für die Stadt Köln e. V. und des Diakonischen Werkes). Kölsch Hätz vermittelt durch ehrenamtliche Koordinator*innen „Besuchsdienste“ zwischen älteren, isoliert lebenden Menschen, die Unterstützung wünschen, sowie ehrenamtlichen „Besucher*innen“. Von den zwölf Standorten der Nachbarschaftshilfen wurden zunächst vier, maximal kontrastierend, als Untersuchungsfeld ausgewählt, um möglichst unterschiedliche sozialräumliche Merkmale in die Erhebung und die späteren Projekterprobungen einbeziehen zu können. Als erster Erhebungsschritt wurden in den ausgewählten Stadtteilen Sozialraumanalysen durchgeführt, d. h. auf der Basis sozialstatistischer, stadtteilbezogener Daten und auf der Grundlage von Viertelbegehungen wurden Standortprofile angefertigt werden. Diese werden später, in der Projektphase der Umsetzung, als Grundlage für die Planung und Realisierung quartiersbezogener Projekte mit zugrunde gelegt.

Das Feld »Ehrenamt zur Unterstützung der Teilhabe Älterer« soll als Gesamt-Bedingungsgefüge in die Forschung integriert werden, deshalb, wurden mit Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und älteren Menschen kontinuierlich alle relevanten Akteur*innengruppen in die Analysen einbezogen:

Für den Feldzugang wurden zunächst die Hauptamtlichen Mitarbeiter*innen sowie die ehrenamtlichen Koordinator*innen mittels sozialraumspezifischer Gruppendiskussionen einbezogen, um erste Problemfelder des ehrenamtlichen Engagements bei einem Träger der Wohlfahrtspflege zu identifizieren. Im nächsten Analyseschritt wurden mittels qualitativer leitfadenbasierter Interviews pro Standort jeweils 8 Personen (n=32) befragt. Die Stichprobe umfasste drei Akteur*innengruppen:

Erstens ehrenamtliche Koordinator*innen (n=8), deren Aufgabe es ist, in einem Koordinator*innenteam älteren Nachbar*innen eine ehrenamtliche Begleitung des Besuchsdienstes zu vermitteln. Zweitens Vertreter*innen des Besuchsdienstes, also Menschen, die ältere Nachbar*innen begleiten, die Unterstützung wünschen (n=12) sowie drittens die älteren Menschen selbst (n=12).


Projektmodifizierungen und -erweiterungen aufgrund der Pandemiesituation 2020

Die Coronapandemie und die damit einhergehende Kontaktsperre hatten gravierende Auswirkungen auf die weitere Forschung und den Praxistransfer des Projektes, da das Forschungsfeld erheblich expandierte: Innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen meldeten sich fast 800 Freiwillige, um die neu etablierten Kölsch Hätz Coronahilfen zu unterstützen. Entsprechend integrierte die Begleitforschung des Projektes diese Gruppe der Ad-hoc-Ehrenamtlichen.

So wird nun in einem zusätzlichen Forschungsstrang im Mixed-Methods-Design (= Coronahilfen-Erhebung) die veränderte Situation multiperspektivisch erhoben und später als Grundlage für sozialraumbezogene Praxisprojekte in den weiteren Projektverlauf integriert. Insgesamt umfasst die Coronahilfen-Erhebung folgende Analyse-Ebenen:

  • 20 qualitative Leitfadeninterviews mit Ad-hoc-Ehrenamtlichen der Coronahilfen Kölsch Hätz
  • quantitative Online-Befragung der (potenziellen) Ehrenamtlichen der Coronahilfe
  • Sprachnachrichtentagebuch eines hauptamtlichen Mitarbeiters der Nachbarschaftshilfen
  • zwei Expert*inneninterviews (Vorher-Nachher-Abgleich) mit der Leitung von Kölsch Hätz und einem Ehrenamtlichen Koordinator der Coronahilfen
  • eine formative Evaluation der Angebotsanpassungen und -erweiterungen während der Coronakrise.

Die Befunde der beiden Analysestränge (Basisdesign und Coronahilfen-Erhebung, siehe Abbildung) dienen als Grundlage für die Entwicklung und Erprobung der sozialraumbezogenen Praxisprojekte und werden schließlich in das entstehende Modellkonzept zur Gestaltung zukünftiger Ehrenamtsangebote zur Förderung der Teilhabechancen Älterer integriert.


Finanzierung und Laufzeit

Das Praxisforschungsprojekt EZuFöST hat eine Laufzeit von drei Jahren (03/19 – 02/22) und wird gefördert von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW.


Forschungsdesign


Meilensteine


Basisdesign