Kurzbeschreibung
EZuFöST – Ehrenamt der Zukunft:
Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe Älterer im Quartier
Das Praxisforschungsprojekt EZuFöST wurde über eine Laufzeit von drei Jahren von März 2019 bis Februar 2022 von der Hochschule Düsseldorf in Kooperation mit dem Caritasverband für die Stadt Köln e. V. durchgeführt und von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziert. Hier finden Sie einen kurzen Überblick über den Verlauf und die Ergebnisse.
Das Projekt ist mittlerweile beendet.
Projektziel und Forschungsfragen
Zahlreiche ältere Menschen werden durch ehrenamtliche
Nachbarschaftshilfe dabei unterstützt, ihre gesellschaftliche Teilhabe
sicherzustellen und damit sozialer Isolation entgegenzuwirken. Dabei ist
in den vergangenen Jahren zu beobachten, dass die Anzahl jener steigt,
die eine Unterstützung wünscht und benötigt, jedoch gleichzeitig die
Anzahl derjenigen sinkt, die sich in den vorhandenen Strukturen
engagieren möchten. Die Folgen sind lange Wartelisten, die
dazu führen, dass soziale Isolation und in der Folge Vereinsamung
älterer Menschen zunehmen, während sich ihre Teilhabechancen reduzieren.
Das Projekt EZuFöST verfolgte das Ziel, ein nachhaltiges und übertragbares Modellkonzept zu entwickeln, das aufzeigt, wie auch zukünftig unter den veränderten gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen ein flexibles und zugleich verlässliches Engagement ältere Menschen bei ihrer gesellschaftlichen Teilhabe unterstützen kann.
Vor diesem Hintergrund ging das Projekt EZuFöST den folgenden forschungsleitenden Fragen nach:
- Wie können „neue“ Ehrenamtliche für ein Engagement gewonnen werden?
- Welche Zugangsbarrieren bestehen für potenzielle Engagierte im Hinblick auf ehrenamtliches Engagement in den bestehenden Strukturen?
- Welchen subjektiven Nutzen schreiben Ehrenamtliche ihrem Engagement zu?
- Lassen sich ggf. aus anderen Bereichen, wie bspw. der Migrations- und Integrationsarbeit, handlungsfeldspezifische Bedingungen und Strukturen importieren?
EZuFöST-Basiserhebung
Als Untersuchungsfeld dienten die Nachbarschaftshilfen Kölsch Hätz (in ökumenischer Trägerschaft der Caritas für die Stadt Köln e. V. und des Diakonischen Werkes). Kölsch Hätz vermittelt durch ehrenamtliche Koordinator:innen „Besuchsdienste“ zwischen älteren, isoliert lebenden Menschen, die Unterstützung wünschen, sowie ehrenamtlichen „Besucher:innen“. Von den zwölf Standorten der Nachbarschaftshilfen wurden zunächst vier, maximal kontrastierend, als Untersuchungsfeld ausgewählt, um möglichst unterschiedliche sozialräumliche Merkmale in die Erhebung und die späteren Projekterprobungen einbeziehen zu können. Als erster Erhebungsschritt wurden in den ausgewählten Stadtteilen Sozialraumanalysen durchgeführt, d. h. auf der Basis sozialstatistischer, stadtteilbezogener Daten und auf der Grundlage von Viertelbegehungen wurden Standortprofile angefertigt werden. Diese wurden später, in der Projektphase der Umsetzung, als Grundlage für die Planung und Realisierung quartiersbezogener Projekte mit zugrunde gelegt.
Das Feld »Ehrenamt zur Unterstützung der Teilhabe Älterer« soll als Gesamt-Bedingungsgefüge in die Forschung integriert werden, deshalb, wurden mit Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und älteren Menschen kontinuierlich alle relevanten Akteur:innengruppen in die Analysen einbezogen:
Für den Feldzugang wurden zunächst die hauptamtlichen Mitarbeiter:innen sowie die ehrenamtlichen Koordinator:innen mittels sozialraumspezifischer Gruppendiskussionen einbezogen, um erste Problemfelder des formalisierten Engagements bei einem Träger der Wohlfahrtspflege zu identifizieren. Im nächsten Analyseschritt wurden mittels qualitativer leitfadenbasierter Interviews pro Standort jeweils 8 Personen (n=32) befragt. Die Stichprobe umfasste drei Akteur:innengruppen: Erstens ehrenamtliche Koordinator:innen (n=8), deren Aufgabe es ist, in einem Koordinator:innenteam älteren Nachbarinnen eine ehrenamtliche Begleitung des Besuchsdienstes zu vermitteln. Zweitens Vertreter:innen des Besuchsdienstes, also Menschen, die ältere Nachbar:innen begleiten, die Unterstützung wünschen (n=12) sowie drittens die älteren Menschen selbst (n=12).
"Coronahilfen-Erhebung": Projektmodifizierungen und -erweiterungen aufgrund der Pandemiesituation ab 2020
Die Coronapandemie und die damit einhergehende Kontaktsperre hatten gravierende Auswirkungen auf die weitere Forschung und den Praxistransfer des Projektes, da das Forschungsfeld erheblich expandierte: Innerhalb eines Zeitraums von drei Wochen meldeten sich fast 800 Freiwillige, um die neu etablierten Kölsch Hätz Coronahilfen zu unterstützen. Entsprechend integrierte die Begleitforschung des Projektes diese Gruppe der Ad-hoc-Engagierten.
So wurde nun in einem zusätzlichen Forschungsstrang im
Mixed-Methods-Design (= Coronahilfen-Erhebung) die veränderte Situation
multiperspektivisch erhoben und später als Grundlage für
sozialraumbezogene praktische Projektideen in den weiteren Projektverlauf integriert. Insgesamt umfasst die Coronahilfen-Erhebung folgende Analyse-Ebenen:
- Qualitative Leitfadeninterviews mit Ad-hoc-Engagierten (n=20)
- quantitative Online-Befragung der (potenziellen) Freiwilligen (n=156)
- qualitative Leitfadeninterviews mit den älteren Nutzer:innen (n=9)
- ein Sprachnachrichtentagebuch eines hauptamtlichen Mitarbeiters der "Kölsch Hätz Coronahilfen"
- eine formative Evaluation der Angebotsanpassungen und -erweiterungen während der Coronakrise
Projektideen, Evaluationen und kommunikative Validierungen
Auf Basis der Ergebnisse der Erhebungen wurden praktische Projektideen entwickelt, von den Kölsch Hätz Nachbarschaftshilfen umgesetzt und durch die Hochschule Düsseldorf formativ evaluiert. Zudem wurden die Projektergebnisse mit den Beteiligten (insb. hauptamtliche Fachkräfte und Engagierte), aber auch mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis Sozialer Arbeit hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit, Anwendbarkeit, Übertragbarkeitund Anschlussfähigkeit im Rahmen einer kommunikativen Validierung diskutiert und von diesen kommentiert.
Entwicklung des Modellkonzepts "Engagement mit Zukunft"
Die Befunde der beiden Analysestränge (Basisdesign und Coronahilfen-Erhebung, siehe Abbildung oben) dienten als Grundlage für die Entwicklung und Erprobung sozialraumbezogener Praxisprojekte und wurden kommunikativ validiert. Alle Daten wurden schließlich in das entstehende Modellkonzept zur Gestaltung zukünftiger Engagementangebote zur Förderung der Teilhabechancen Älterer integriert. (siehe Grafiik rechts)
Meilensteine im Projektverlauf