Strukturen der kommunalen Verwaltung zur Zusammenarbeit
von Schule und Jugendhilfe im Hinblick auf Schulsozialarbeit
- Kommunale Koordinierungsstellen "Schulsozialarbeit"
Hintergrund
Seit dem sogenannten PISA-Schock in 2001 erachtet die Bildungspolitik Schulsozialarbeit als eine bedeutsame Maßnahme, um die Schulleistungen deutscher Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Dabei ist die Schulsozialarbeit durch eine fachlich und politisch beabsichtigte Verbindung von Schule und Jugendhilfe unterschiedlichen Systemlogiken unterworfen und gleichzeitig auf die Zusammenarbeit dieser beiden Systeme angewiesen. Diese Situation führt zu Kooperationsproblemen auf vielen Ebenen, die es im Interesse der Kinder und Jugendlichen und ihrer Bildungschancen zu lösen gilt. Entsprechende Forschungsergebnisse fehlen insbesondere für die kommunale Ebene jedoch bisher dazu und zwar sowohl in Deutschland als auch im internationalen Vergleich.
Das geplante Forschungsprojekt setzt mit einer Untersuchung der Koordinierungsstellen für Schulsozialarbeit der kommunalen Verwaltung in Nordrhein-Westfalen an. Die Aufgaben dieser Koordinierungsstellen bestehen darin, unter anderem die Kooperation von Schulsozialarbeitenden, Trägerorganisationen, Schule und den einschlägigen Behörden zu verbessern. Ihnen wird daher hinsichtlich der Strukturbedingungen der Schulsozialarbeit in Nordrhein-Westfalen eine Schlüsselposition zuerkannt.
Ziel
Das Projekt, das am Forschungsschwerpunkt Wohlfahrtsverbände / Sozialwirtschaft angesiedelt ist, soll einen Beitrag für eine gelingende Schulsozialarbeit leisten. Mit Hilfe des Forschungsergebnisses soll zum einen dargestellt werden, wie die kommunale Koordinierung für die Schulsozialarbeit in den nordrhein-westfälischen Kommunalverwaltungen konzipiert ist. Zum anderen soll die Bedeutung dieser Koordinierungsarbeit im Hinblick auf die Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendhilfe und Schule beleuchtet werden, um einen Beitrag zur Überwindung der oben skizzierten strukturellen Problemlagen der Jugendhilfe im Verhältnis zur Schule zu leisten. Die Forschungsergebnisse sollen dann als Vorstudie für eine internationale Vergleichsstudie mit Blick auf Dänemark und Österreich dienen.
Forschungsdesign
Das Forschungsdesign ist zweistufig konzipiert. Zunächst soll mittels einer Befragung samt Dokumentenanalyse der bestehenden Konzepte technisches Wissen darüber erlangt werden, wie die Koordinierungsstellen konzipiert sind, d.h. wie sie in der Verwaltung integriert, personell und finanziell ausgestattet und mit welchen Aufgaben sie betraut sind. Aufbauend darauf soll mit Hilfe von Expert*inneninterviews die Ausgestaltung der Konzeptionen eingehender beforscht und verglichen werden.
Projektskizzen
Skizze Forschungsprojekt Koordinierungsstellen Schulsozialarbeit
Skizze Forschungsprojekt Koordinierungsstellen Schulsozialarbeit (kurz)
Neueste Veröffentlichung
Abstract
Kommunale Koordinierungsstellen sind ein Steuerungsinstrument für die Schulsozialarbeit, die zum einen immer weiter an Bedeutung gewinnt und zum anderen durch ihre Schnittstellenposition zwischen Jugendhilfe und Schule besonderer Organisation bedarf. In diesem Artikel werden Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt über diese Einrichtungen zur Koordinierung von Schulsozialarbeit und deren Funktion zur Verbindung zwischen den beiden Systemen dargelegt.
Gräßle, Kathrin (2022): Schulsozialarbeit koordinieren - Kommunale Koordinierungsstellen als Institution zur Verbindung von Jugendhilfe und Schule? In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins (7), S. 330-335.
Aktuelle Forschungsergebnisse
Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden am 02.12.2021 auf dem "Fachtag 'Schulsozialarbeit koordinieren' in NRW" vorgestellt.
Präsentation des Vortrags: Strukturen und Praxis der Kommunalen Koordinierungsstellen Schulsozialarbeit
Veröffentlichung der Zwischenergebnisse in der Fachzeitschrift "neue praxis"
Abstract
Das sich in einer Phase des Wachstums und fachlicher Herausforderungen befindende Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit beinhaltet – wie das zusammengesetzte Substantiv bereits andeutet – eine schulische und eine jugendfördernde Komponente. Zur Organisation dieser notwendigen und anspruchsvollen Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Schule bestehen in einigen Kommunen Nordrhein-Westfalens seit ein paar Jahren Koordinierungsstellen. Diese Unterstützungsstrukturen untersucht die im Bericht vorgestellte Online-Befragung, die den ersten Teil einer Mixed Methods Studie über die Kommunalen Koordinierungsstellen Schulsozialarbeit umfasst. Die Ergebnisse der Befragung erlauben eine beschreibende Darstellung der Koordinierungsstellen im Hinblick auf deren Verortungen in der Verwaltung, ihre Aufgabenzuschnitte, ihre Netzwerke und den jeweiligen Grad ihrer Institutionalisierung. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich weiterhin Schlüsse darüber ziehen, inwiefern sie zu Förderung der Kooperation zwischen den Systemen der Schule sowie der Kinder- und Jugendhilfe beitragen und ob sie eher inhaltliche oder steuernde Koordinationsaufgaben übernehmen.
Gräßle, Kathrin/Kluge, Sara/Weißbrich, Marlies (2021). Kommunale Koordinierung für Schulsozialarbeit. Ergebnisse einer Studie zu den kommunalen Koordinierungsstellen in Nordrhein-Westfalen. In: Neue Praxis, Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik (6), S. 560-571.