Förderoffensive NRW - Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler ausbauen
Antrag der Fraktion der SPD, Drucksache 17/13403
Gespräch des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend am 10. Juni 2021
Die Rolle der Kinder und Jugendlichen wurde in der Pandemie meist unter dem Gesichtspunkt der Pandemieausbreitung gesehen. Die damit einhergehenden Schul- und Kitaschließungen sowie die massive Reduktion der sozialen Kontakte wurden bislang in Ihrer entwicklungspsychologischen Bedeutung nicht ausreichend beachtet. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt vor den psychosozialen Folgen der Pandemie für junge Menschen. Auch die Belastungen für deren Familien sind durch die pandemiebedingten Einschränkungen immens gewesen.
Aufgrund der langen Schulschließungen, Homeschooling usw. werden nun die schulischen Defizite von Kindern und Jugendlichen thematisiert und die damit zu erwartenden Probleme mit Abschlüssen bis hin zu Schulabbrüchen. Zum Ende der Pandemie verlagert sich der Stress für Kinder und Jugendliche nun immer mehr auf ihre Rolle als Schülerinnen und Schüler; viele Jugendliche haben eine schlechte „School-Live-Balance“. So wichtig schulische Leistung und deren Förderung jetzt ist, wird diese nur erfolgreich sein wenn Kinder und Jugendliche jetzt auch wieder Freiraum und Förderung für ihren Lebensabschnitt erhalten, in dem sie mehr sind als Schülerinnen und Schüler sondern junge Menschen, die ihre Persönlichkeit entwickeln wollen.
Die Bundesregierung hat im Mai das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ verabschiedet. Diese Mittel können für schulische Förderung aber auch für Ferienfreizeiten und außerschulische Angebote eingesetzt werden. Mit dem „Kinderfreizeitbonus“ für bedürftige Familien mit kleinen Einkommen sollen Kinder und Jugendliche bei Freizeit- und Ferienaktivitäten gezielt unterstützt werden.
Ich unterstütze ausdrücklich - auch aus Sicht der Jugendforschung - diesen Ansatz, Kinder und Jugendliche breit zu fördern und nicht nur die schulische Situation zu priorisieren. Kinder und Jugendliche können nur dann gut lernen wenn sie auch Möglichkeiten und Bereiche finden, um ihr Leben mit Gleichaltrigen in „Frei-Räumen“ und einem gewissen Schutz zu leben.
Jugendfreizeiteinrichtungen sind außerschulische Bildungs- und Freizeitorte, die besonders geeignet sind, Freizeit- Sport- und Kulturangebote gerade auch für „lernmüde“ junge Menschen attraktiv zu machen. Neben der Bearbeitung von Schuldefiziten sind alle Arten von Ferienfreizeit-, Begegnungs- und Bewegungsangeboten zu fördern sowie Ansätze, junge Menschen bei der Bewältigung von Problemen zu unterstützen. Jugendfreizeiteinrichtungen verfügen bei diesen Themen über langjährige und vielfältige Erfahrungen und Methoden.
Ich empfehle deshalb, Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler nicht einseitig auszubauen sondern zugleich auch Freizeit-, Freiraum- und außerschulische Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche zu fördern unter anderem im Rahmen der Kinder- und Jugendarbeit in NRW.
gez. Prof. Dr. Ulrich Deinet