MAVIOPA untersucht extrem rechte Gewalt gegen Menschen mit (kognitiven) Behinderungen in der Gegenwart, vor dem Hintergrund der historischen Bedeutung von „Eugenik“, „Rassenhygiene“ und den zeitlich späteren nazistischen „Euthanasie“-Verbrechen in Deutschland.
Das Projekt nimmt v. a. die Betroffenen in den Blick, zudem die Formen von extrem rechter Gewalt, dazu die Orte, Verläufe und Kontexte. Von Interesse ist auch, wie unterschiedliche Akteure auf die Geschehnisse reagieren, also die Betroffenen, Zuschauende, Polizei, Pädagogik und soziales Umfeld. Dazu wird beispielsweise auch danach gefragt, ob institutionelle Maßnahmen ergriffen wurden und welche Aktivitäten oder politische Aktionen von pädagogischen Fachkräften als Gegenwehr umgesetzt worden sind bzw., ob und welche Formen zivilgesellschaftlichen Protests es gegeben hat.
Im Teilprojekt an der HSD werden mediale Berichterstattung insbesondere seit den 1990ern und zivilgesellschaftliche Dokumentationen sowie Monitoring- und weitere Umfrageergebnisse analysiert; im Teilprojekt der Universität Tübingen stehen (Gruppen-)Interviews mit Betroffenen, Fachkräften und Angehörigen im Zentrum.
Diese gemeinsame Grundlagenforschung wird für Wissenstransfers genutzt, mit denen das Problembewusstsein, die Interventionsfähigkeit und damit die Professionalisierung der entsprechenden Berufsgruppen gestärkt werden soll. Auf der Basis der Erkenntnisse können zudem Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen sowie Empowerment-Ansätze entwickelt werden.