Hochschule Düsseldorf
University of Applied Sciences
Fachbereich Sozial- & Kulturwissenschaften
Faculty of Social Sciences and Cultural Studies

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Sozial- und Kulturwissenschaften / Fachtagung
26.02.2020

Erfolgreiche Fachtagung

Am 28. November 2019 fand an der Hochschule Düsseldorf eine Fachtagung mit dem Titel „Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter“ statt. Die Teilnehmer*innen, zu denen Leitungs- und Fachkräfte aus der Praxis der Altenarbeit und Altenhilfe, Wissenschaftler*innen sowie Vertreter*innen aus Fachpolitik zählten, befassten sich mit ausgewählten Aspekten von selbstbestimmter Teilhabe und vertieften sie in vier thematisch fokussierten Panels. Die Veranstaltung wurde mehrheitlich durch Forschende des Fachbereiches Sozial- und Kulturwissenschaften durchgeführt, die sich mit Fragen der Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter im Rahmen ihrer Forschung und Lehre befassen. Von zentraler Bedeutung war der multidisziplinäre Charakter der Fachtagung, der Beiträge verschiedener disziplinspezifischer Perspektiven auf das betrachtete Thema sichtbar machte: der Rechtswissenschaften, der Wissenschaft Sozialer Arbeit sowie der Soziologie.

Angesichts der demografischen Alterung in Deutschland gewinnen Fragen der Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter in fast allen Politik- und Praxisfeldern an Bedeutung. Die damit verbundenen Werte – und damit auch Rechte – stellen heute nicht nur relevante Grundlagen verschiedener gesetzlicher Regelwerke dar, sondern bilden zwei zentrale normative Zieldimensionen der Altenarbeit und Altenhilfe. Als Grundlagen professioneller Orientierung stellen sie für viele Professionen bzw. Berufsgruppen – beginnend bei Sozialer Arbeit, über Pflege bis hin zur medizinisch-therapeutischen und rehabilitativen Berufen – die Eckpfeiler ihrer professionellen Identität und ihrer Handlungsansätze dar. Die Sicherung von Selbstbestimmung und Teilhabe gehört jedoch nicht nur zu den Leitgedanken von Fachpolitik und -praxis, sondern auch zu den primären Bedürfnissen älterer und alter Menschen. Ein besonderer Stellenwert kommt diesen Wertedimensionen dann zu, wenn ihre Einlösbarkeit aufgrund von Hilfe- und/oder Pflegebedürftigkeit erschwert oder gefährdet ist.

Ausgehend von dieser gesellschaftlichen Relevanz der Thematik widmete sich die Veranstaltung neuen Entwicklungen in vier zentralen Bereichen bzw. Feldern: im Recht, in der Altenpflege, in der offenen Altenhilfe sowie im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang angesichts zunehmender Digitalisierung. Nach den einführenden Grußworten, die von der Präsidentin der Hochschule Düsseldorf, Prof. Dr. Edeltraud Vomberg, dem Leiter der Abteilung Pflege, Alter und demographische Entwicklung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW, Gerhard Herrmann, sowie dem Dekan des gastgebenden Fachbereiches, des FB Sozial- und Kulturwissenschaften, Prof. Dr. Reinhold Knopp, gesprochen wurden, fanden vier Impulsvorträge statt. Sie befassten sich mit Selbstbestimmung und Teilhabe aus rechtlicher Sicht (Prof. Dr. Matthias Meißner, HSD), mit selbstbestimmter Teilhabe in Altenpflegeeinrichtungen (Prof. Dr. Christian Bleck, HSD, und Prof. Dr. Simone Leiber, UDE), mit der Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe älterer Menschen durch ehrenamtliches Engagement (Prof. Dr. Anne van Rießen, HSD) sowie mit Selbstbestimmung und Teilhabe angesichts zunehmender Digitalisierung (Prof. Dr. Manuela Weidekamp-Maicher, HSD). Die Vortragenden machten dabei deutlich, dass Selbstbestimmung und Teilhabe – historisch betrachtet – verschiedenen Rechtsgrundlagen entstammen, dass die Förderung selbstbestimmter Teilhabe in der Altenpflege einer konzeptionellen Verankerung bedarf, dass beide Wertedimensionen den Wandel des Ehrenamtes befördern, dieses jedoch gleichzeitig zur Förderung von selbstbestimmter Teilhabe voraussetzen, und dass gesellschaftliche Transformationsprozesse, die u.a. durch Digitalisierung befördert werden, sowohl zu neuen Chancen als auch Risiken bei Selbstbestimmung und Teilhabe führen.

In den anschließenden Panels konnten die Teilnehmer*innen die durch Vorträge eingeleiteten Themen vertiefen. So bestand im ersten Panel, das sich mit den Chancen und Herausforderungen des Bundesteilhabegesetzes befasste, die Möglichkeit, gemeinsam mit Prof. Dr. Matthias Meißner (HSD, FB SK) sowie Doro Kuberski (Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung NRW) über die weitere Umsetzung des Gesetzes zu diskutieren. Ein weiteres Panel befasste sich mit der Frage, wie selbstbestimmte Teilhabe in stationären Altenpflegeeinrichtungen gefördert werden kann. Im Vordergrund der Diskussion stand ein Konzept, das im Rahmen eines abgeschlossenen Projektes (Projekt „Selbstbestimmt Teilhaben in Altenpflegeeinrichtungen“ - STAP) entwickelt wurde. Hier gaben Helene Maqua und Henry Kieschnick (Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V.) einen Einblick in das neue Rahmenkonzept und diskutierten mit den Teilnehmer*innen die Möglichkeiten seiner Implementierung. Im Vordergrund des dritten Panels stand die gesellschaftliche Teilhabe durch das Ehrenamt, wobei hier vor allem institutionelle Rahmenbedingungen zur Schaffung verlässlicher und attraktiver Ehrenamtsstrukturen diskutiert wurden. Gemeinsam mit Prof. Dr. Anne van Rießen und Katja Jepkens (HSD, FB SK) hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, erste Erkenntnisse aus einem bereits begonnenen Forschungsvorhaben (Projekt „Ehrenamt der Zukunft: Förderung der Selbstbestimmung und Teilhabe Älterer im Stadtteil - EZuFöST) zu betrachten. Ein viertes Panel, das sich mit Fragen der Digitalisierung zur Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter beschäftigte, bot wiederum die Möglichkeit, verschiedene technische Lösungen zur Förderung von Teilhabe kennenzulernen sowie über die Möglichkeiten und Grenzen ihres Einsatzes in Altenpflege und Altenhilfe zu diskutieren. Prof. Dr. Manfred Wojciechowski (HSD, FB Medien) stellte dabei verschiedene technische Lösungen vor, während die Teilnehmer*innen deren aktuelle und künftige Bedeutung reflektieren und bewerten konnten.

Im abschließenden Teil der Fachtagung, einer Plenumsdiskussion, fand eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse statt, ergänzt durch eine Diskussion, die sich an zwei Leitfragen orientierte: Was sind aktuelle und zukünftige Herausforderungen? Was braucht es für die Realisierung von Selbstbestimmung und Teilhabe? Die verschiedenen Beiträge machten deutlich, dass die Realisierung von Selbstbestimmung und Teilhabe ein weites Feld umfasst und es in den durch die Fachtagung adressierten Bereichen weiterer Diskussionen über deren konkrete Umsetzung bedarf. Der Einblick in die Grundlagen der Thematik machte auf das Facettenreichtum der verschiedenen Aspekte aufmerksam, zeigte jedoch zugleich, dass bereits eine Vielzahl guter Ansätze und Bemühungen zur Förderung von Selbstbestimmung und Teilhabe besteht. Durch den vernetzenden Charakter der Fachtagung konnte ein Austausch zwischen Wissenschaft, Fachpraxis und Fachpolitik vertieft werden, der zugleich deutlich machte, dass er einer weiteren Kontinuität bedarf. Der Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Reinhold Knopp, hob abschließend die Kompetenz der Hochschule und des FB SK zur weiteren Entwicklung der Thematik hervor und machte die Teilnehmer*innen auf die Möglichkeiten künftiger Kooperationen aufmerksam.

Link zur Dokumentation der Fachtagung

Fotos (3): Bianca Buchheister
Fotos (3): Bianca Buchheister