Workshop mit
Prof. Dr. Fatma Çelik, Hochschule Düsseldorf, Diplom-Psychologin | B.A. Psychologie & Sozialpädagogik, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin im Vertiefungsfach: Systemische Therapie, Professur für Psychologie der Lebensspanne, Fachbereich Sozial- & Kulturwissenschaften
Gebäude 4, Raum 04.E.002
Disclosure bezeichnet das Aufdecken beziehungsweise Offenlegen einer sexualisierten Gewalterfahrung (Christmann, 2020), welche selten von Betroffenen selbst initiiert wird (Kogan, 2004) und für diese ggf. negative Folgen mit sich ziehen kann. Aktive Kontaktaufnahmen durch Kinder und Jugendliche selbst zu Hilfesystemen sind mit hohen Schwellen für Betroffene verbunden und können strukturell auch nicht ausreichend abgefangen werden (Meysen et al., 2023). Erlebnisse sexualisierter Gewalt (SGK) werden nur selten angezeigt aus Angst vor Repressalien durch Täter*innen, Anzweifelung der Tat und fehlende Sicherheit in der Einschätzung des Erlebten als Straftat (Hoell et al., 2023).
Bekannte Barrieren im Kontext von sexualisierter Gewalt sind u.a. Schuld- und Schamgefühle (z.B. Gámez-Guadix et al., 2023), welche durch Loyalitäts- und Ambivalenzkonflikte zu den in den meisten Fällen bekannten Täter:innen und im Falle von Grooming durch die der sexuellen Gewalt vorausgegangenen Beziehungsaufbau ausgelöst werden (Wolf & Pruitt, 2019). Sexuelles Grooming beschreibt dabei den Prozess, in dem eine erwachsene Person Kontakt zu einer minderjährigen Person aufbaut, mit dem Ziel, diese für sexuelle Handlungen zu missbrauchen (Craven et al., 2006). Dies erschwert die Identifikation für Kinder und Jugendliche, da missbräuchliche Verhaltensweisen in der Regel erst dann umgesetzt werden, wenn eine tiefe emotionale Bindung zwischen Täter:in und minderjähriger Person besteht (O’Connell, 2003). Sexuelles Grooming kann dabei sowohl in Offline-Umgebungen (z.B. intrafamiliär, in pädagogischen Einrichtungen) sowie Online-Umgebungen (z.B. soziale Medien, Akhtar, 2014; Stelzmann et al., 2020) stattfinden.
SGK ist in der Gesellschaft nach wie vor ein stark tabuisiertes Thema (z.B. (Collin-Vézina et al., 2015; Görgen & Fangerau, 2018). Diese Tabuisierungsstrukturen zeigen sich dabei auch bei Fachkräften, was teilweise auf einen ungenügenden Wissensstand oder Fehlvorstellungen zurückzuführen ist (Çelik & Karabaş, 2022; Wurtele, 2018). Ziel des Workshops ist es daher, Barrieren zu identifizieren und Lösungsideen zur Aufhebung dieser anzustoßen.