Prävention und Intervention bei expansivem Problemverhalten in der Schule
Entwicklung und Evaluation eines Lehrercoachings
Hintergrund
Expansives Problemverhalten umfasst aggressives, oppositionelles und hyperkinetisches Verhalten. Es ist häufig, über den Entwicklungsverlauf sehr stabil und birgt ein hohes Risiko für negative psychosoziale
Folgen. Impulsive Verhaltenstendenzen, Regelverstöße und Aufmerksamkeitsprobleme beeinträchtigen die schulische Entwicklung und stellen für Lehrer gerade an allgemeinen Grundschulen eine große
Herausforderung dar. An den Förderschulen mit Förderschwerpunkt sozial-emotionale Entwicklung ist die Zahl von Kindern mit expansivem Problemverhalten beträchtlich. Im Rahmen der Umsetzung der UN
Behindertenrechtskonvention sollen in NRW bis 2020 alle Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf aus dem Bereich soziale und emotionale Entwicklung an allgemeinen Schulen beschult werden. Eine Möglichkeit der voraussichtlich hierdurch steigenden Belastung von Lehrkräften an allgemeinen Schulen zu begegnen, ist eine systematische Fortbildung. In internationalen Arbeiten gelten effektives Klassenmanagement, positive Lehrer-Kind Beziehungen, Strategien der Verhaltensmodifikation und des Kontingenzmanagements sowie kognitive Methoden als evidenzbasierte Maßnahmen zur Prävention von expansivem Problemverhalten im Kontext Schule. In Deutschland sind diese Strategien für den therapeutischen Kontext evaluiert worden.
Ziele und Inhalte des Forschungsprojekts
Im Verbundvorhaben soll eine Weiterbildungsmaßnahme für Grundschullehrer entwickelt und evaluiert werden. Zunächst wird dem gesamten Lehrer- und Pädagogenkollegium einer Schule eine zweitägige Fortbildung zu Klassifikation, Ursachen und generellen Interventionen bei expansiven Verhaltensproblemen angeboten. Im Anschluss hieran können einzelne Lehrer oder Lehrer- bzw. Pädagogenteams an einem intensiveren Coaching teilnehmen, bei dem in individualisierter, fallbezogener Arbeit an einem Zielkind evidenzbasierte Strategien zum Umgang mit expansivem Verhalten erlernt werden. Erreicht werden soll ein gemeinsames theoretisches und methodisches Grundverständnis und der Austausch über strukturelle Rahmenbedingungen im Umgang mit expansivem Problemverhalten an der jeweiligen Schule. Im Anschluss hieran können einzelne Lehrer oder Lehrer- bzw. Pädagogenteams an einem intensiveren Coaching teilnehmen, bei dem in individualisierter, fallbezogener Arbeit an einem Zielkind evidenzbasierte Strategien zum Umgang mit expansivem Verhalten erlernt werden. Ziel ist hier, die Erziehungskompetenz und Selbstwirksamkeitserfahrung auf Seiten des Lehrers zu steigern und darüber die wahrgenommene Belastung zu verringern. Auf der Ebene des Kindes soll hierüber Problemverhalten ab- und prosoziales Verhalten aufgebaut werden.
Untersuchungsmethoden
Eine Überprüfung der Effekte des Coachings soll in einem längsschnittlich angelegten Wartekontrollgruppendesign mit Hilfe von Fragebögen und Verhaltensbeobachtungen erfolgen. Sollten sich positive Effekte nicht nur im Urteil der teilnehmenden Lehrer sondern auch in der Einschätzung anderer Lehr- bzw. pädagogischen Fachkräfte ergeben, wird daraus ein Konzept zur nachhaltigen Verankerung eines vergleichbaren Beratungsangebots über z.B. Schulsozialarbeit, schulpsychologische Dienste oder Weiterbildungsstellen für Lehrer entwickelt.