In einem Gastvortrag an der Hochschule Düsseldorf stellte Olaf Ostermann, Bereichsleiter von Condrops in München, die Ergebnisse des bayrischen Modellprojekts zum Notfallmedikament Naloxon vor. Das Projekt kam gegen politischen Widerstand und aufgrund von massiver Lobbyarbeit der Organisationen der Drogenhilfe zustande, nachdem der Freistaat viele Jahre eine sehr hohe Anzahl Drogentoter zu beklagen hatte. Im Zentrum des Modellprojekts standen Schulungen von Opiatkonsument*innen und anderen potentiellen Ersthelfer*innen in Erster Hilfe und im Umgang mit dem Notfallmedikament Naloxon. Naloxon hebt Überdosierungen mit Heroin und ähnlichen Substanzen innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten auf. Es hat dabei sonst keine eigenen Wirkungen auf den Körper, sondern besetzt und blockiert nur die Opioid-Rezeptoren im Gehirn. Seit 2018 kommt Naloxon in Deutschland als Nasenspray zum Einsatz, was eine besonders einfache Anwendung ermöglicht.
Im Studienzeitraum haben rund 20% der geschulten Personen das Medikament bereits erfolgreich eingesetzt und damit ganz konkret Leben gerettet. Diese hohe Erfolgsquote führte auch dazu, dass Naloxontrainings jetzt im bundesweitenprogamm Modellprojekt NALtrain durchgeführt werden. Das Düsseldorfer Versorgungssystem ist auch dabei, wie Patrick Plötzke vom SKFM Düsseldorf und Michael Harbaum von der Düsseldorfer Drogenhilfe erläutern. Das Nadelöhr ist dabei immer noch die Verschreibung: Da Naloxon nicht wie in anderen Ländern wie z.B. Italien oder Kanada rezeptfrei erhältlich ist, müssen Interessierte bei einem Arzt oder einer Ärztin vorstellig werden, um das lebensrettende Medikament zu erhalten. Diese und andere Knackpunkte der deutschen Drogenpolitik wurden im Seminar zu „Harm Reduction als Prinzip und Methode in der Drogenhilfe“ mit Studierenden des Bachelors Soziale Arbeit unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Gille weiter diskutiert.