„Trotz dieser umfangreichen Pflegetätigkeit geben 26 von 37 Söhnen an, keine Vereinbarkeitsprobleme zu haben“, erläutert Dr. Diana Auth von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Dies liege daran, dass die Erwerbstätigkeit weiterhin im Mittelpunkt steht. Die Pflege der Angehörigen werde so angepasst, dass sie mit dem Beruf in Einklang gebracht wird – oft mit Hilfe eines großen Netzwerks aus professionellen Pflegediensten, Partnerinnen und Verwandten. „Auch wenn die befragten Männer keine Probleme mit der Vereinbarkeit sehen, halten wir diese Strategie nicht für empfehlenswert“, betont Auth. Denn in den Interviews seien auch die Nachteile sehr deutlich geworden. Viele Befragten klagten über große Belastungen und mangelnde Erholung und Freizeit.
Strategien der Unternehmen
Eine wichtige Unterstützung könnten die jeweiligen Arbeitgeber leisten. Viele der befragten Unternehmen boten Arbeitszeitflexibilisierungen an, hielten Informationen zum Thema Pflege bereit oder schulten ihre Führungskräfte. Auch die Benennung konkreter Ansprechpartner oder die Kooperation mit externen Anlaufstellen sind verbreitet. „Obwohl wir bewusst in Unternehmen gegangen sind, die sich selbst als pflegesensibel bezeichnen, haben wir einen sehr unterschiedlichen Umfang der angebotenen Maßnahmen festgestellt und in vier Betrieben auch Hinweise auf Anwendungsprobleme“, sagt Leiber.
Die Anwendungsprobleme beruhten häufig auf einer sehr leistungsorientierten Unternehmenskultur, die eine flexibilisierte oder reduzierte Arbeitszeit nicht toleriert sowie einem fehlenden Vertrauen in die Mitarbeiter oder einem traditionellen Geschlechterbild, das Pflege eher als Frauensache betrachtet, so Leitner. „Unternehmen können ihre pflegenden Angestellten sehr aktiv unterstützen. Grundlage dafür ist aber immer eine pflegesensible Unternehmenskultur“, ergänzt Auth. Die Forscherinnen konnten zwei Erfolgspfade identifizieren: Großunternehmen betreiben häufig sehr umfangreiche Maßnahmen, während kleine und mittlere Unternehmen eher auf informelle Absprachen und Flexibilität setzen. „Zwei Typen von Vorgesetzten sind für pflegende Männer besonders problematisch: Ältere, konservative Führungskräfte, die nicht akzeptieren, dass auch Männer pflegen, und junge Chefs, die mit dem Thema privat noch nicht in Kontakt gekommen sind“, so Auth.
Weitere Informationen
www.projekt-maennep.de