Hochschulzertifikatskurs (CAS)
Mediation: Die Kunst einvernehmlicher Konfliktlösung
Ausbildung zur zertifizierten Mediator*In
nach § 5 Abs. 2 MediationsG
Einführung
Konflikte im privaten, beruflichen oder öffentlichen Bereich können die Beteiligten viel Zeit, Kraft und Geld kosten. Der richtige Umgang mit Konflikten schont diese wichtigen Ressourcen und verhindert eine weitere Eskalation. Konflikte haben typische Verlaufsmuster, die in den letzten Jahrzehnten intensiv erforscht wurden. Sie können Indikatoren für notwendige Verän-derungen sein und bieten Chancen für konstruktive Entwicklungen. In Zeiten von Krisen und Konflikten ist Mediation ein wirksames und zeitgemäßes Instrument zur Konfliktbewältigung. Doch Mediation ist nicht nur Verfahren, sondern eine Kunst – eine Kunst, die Ihnen ermöglicht, die unterschiedlichen Interessen der Konfliktbeteiligten zu verstehen und konstruktive Lö-sungsarbeit zu fördern. Ziel sind einvernehmliche Ergebnisse, bei denen alle Konfliktparteien gewinnen. Dabei ist Mediation vielseitig einsetzbar: im familiären Bereich, am Arbeitsplatz, in Organisationen, in der öffentlichen Verwaltung- und Organisationen sowie im Gemeinwesen. Mediation fördert die Selbstverantwortung sowie Selbstwirksamkeit der Beteiligten. Als dynamischer Prozess unterstützt sie zukunftsgerichtete Veränderungen und nutzt dabei Erkennt-nisse aus der Psychologie, den Bildungs-, Kommunikations-, Sozial-, Kognitions- und Rechts-wissenschaften.
Die Fähigkeit, Konflikte zu lösen, ist in unserer sich schnell verändernden Welt von entschei-dender Bedeutung. Mediation fördert nicht nur die Lösungsfindung, sondern erweitert auch persönliche, berufliche und soziale Handlungskompetenzen der Beteiligten. Insbesondere für Sozialarbeiter*innen und psychosoziale Berater*innen bietet Mediation eine wertvolle Erweiterung ihres professionellen Repertoires, gerade hinsichtlich des Verstehens von Konfliktmustern und -dynamiken in unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Mediation setzt die Fähigkeit der Konfliktpartner zur Selbstverantwortung voraus, welche im Verlauf der Mediation Stück für Stück wiedergewonnen werden kann.
In diesem Verständnis hängt eine erfolgreiche Mediation wesentlich von der Haltung des Me-diators ab. Seine allparteiliche, neutrale und zugewandte Haltung wird im Rahmen dieser spezifischen Weiterbildung erlernt und verfeinert werden. Unsere Weiterbildung bereitet Sie darauf vor, als Mediatorin effektive und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Zielsetzung der Weiterbildung
In unserer umfassenden Ausbildung haben Sie die Gelegenheit, wesentliche Voraussetzungen für den rechtlich anerkannten und geschützten Abschluss als „zertifizierter Mediator“ bzw. „zertifizierte Mediatorin“ zu erlangen. Diese Qualifikation erweitert Ihre fachliche Kompetenz und befähigt Sie, professionell Mediationen durchzuführen.
Sie werden darauf vorbereitet, Mediationen mit mindestens zwei Medianten durchzuführen. Die Weiterbildung vermittelt Ihnen umfangreiches Wissen und praktische Kompetenzen im Umgang mit dem Phasenmodell der Mediation und kommunikativen Fertigkeiten, um strukturierte und erfolgreiche Mediationsprozesse leiten zu können. So sind Sie bestens ausgerüstet, um professionell als Mediator*in in unterschiedlichen Situationen und Kontexten tätig zu werden.
Unsere Mediationsausbildung ist darauf gerichtet Mediation wissenschaftlich fundiert zu verstehen, einzuüben, und in den privaten sowie beruflichen Alltag zu integrieren:
- Erkennen und Einordnen von Konflikten: Sie lernen, Konflikte zu identifizieren, ihre Art und Tiefe zu analysieren und angemessen darauf zu reagieren.
- Entwicklung einer Haltung: Wir legen großen Wert darauf, dass Sie die Rolle der Medi-ator*in als zugewandt-neutralen Beteiligte vertieft verstehen und verinnerlichen.
- Flexible Anwendung des Mediationsmodells: Ausgehend von der Mediation im familiä-ren Kontext erweitern Sie Ihre Fähigkeiten, um Mediation in weiteren Konfliktfeldern anzuwenden, wie zum Beispiel in sozialen Einrichtungen.
- Steuerung des Verfahrensablaufs: Sie erlernen, den Ablauf des Mediationsverfahrens zu initiieren, zu platzieren, und zu lenken.
- Schwerpunkt digitale Kompetenz: In der Weiterbildung erlernen Sie, wie digitale Hilfsmittel und Technologien in der Mediation zielführend eingesetzt werden können und welche Besonderheiten Sie in der digitalen Mediation beachten müssen.
- Erweiterung von Moderations- und Präsentationsfähigkeiten: Sie verbessern Ihre Techniken der Moderation und Präsentation, so dass Sie dieser erfolgreich in der Durchführung von Mediationen nutzen können.
Lernziele
Unsere Lernziele sind darauf ausgerichtet, Ihnen ein umfassendes Verständnis der Mediation zu vermitteln wissenschaftlich fundiert und ausgerichtet auf die Anwendung in der Praxis. Sie erwerben die praktischen Kompetenzen, die für die Durchführung professioneller Mediationsverfahren unerlässlich sind. Durch eine Vielzahl von Übungen und die Bearbeitung eigener Praxisfälle, unterstützt von regelmäßiger Supervision, sammeln und reflektieren Sie wertvolle Erfahrungen mit dem Mediationsprozess. Dieser Ansatz gewährleistet, dass Sie am Ende der Weiterbildung in der Lage sind, Mediationsverfahren eigenständig und auf professionellem Niveau durchzuführen.
Mediation verstehen: Grundlagen, Recht und Anwendungsfelder
- Erwerben Sie ein umfassendes Verständnis der verstehensbasierten Mediation und lernen Sie, diese praktisch anzuwenden.
- Erlangen Sie die Fähigkeit, die grundlegenden Voraussetzungen und Rahmenbedin-gungen von Mediationsverfahren zu erklären.
- Erweitern Sie Ihr Wissen über familienbezogene Mediation und erlangen Sie Einblicke in die Verfahrenscharakteristika von mindestens zwei weiteren Konfliktfeldern im beruflichen Kontext.
- Vertiefen Sie Ihr Wissen über relevante rechtliche Rahmenbedingungen der Mediation sowie verschiedene Gerechtigkeitsmodelle und lernen Sie deren Nutzen für die Mediation kennen.
Praktische Fertigkeiten und Anwendung der Mediation
- Entwickeln Sie die Kompetenz, zu entscheiden, ob ein Konflikt für eine Bearbeitung durch Mediation geeignet ist.
- Lernen Sie, einen Perspektivwechsel in Konfliktsituationen herbeizuführen, um eine veränderte Sichtweise zu ermöglichen.
- Erwerben Sie die nötigen Fertigkeiten, um ein Mediationsverfahren von Anfang bis Ende zu führen.
- Entwickeln Sie die Fähigkeit, Verhalten in Verhandlungen zu analysieren und daraus Strategien abzuleiten.
Mediation im digitalen Raum
- Eignen Sie sich die Fähigkeiten an, um Mediationen auch online fachlich durchführen zu können.
- Erweitern Sie Ihr Wissen über Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikation im digitalen Raum und lernen Sie, diese praktisch anzuwenden.
- Bekommen Sie einen Überblick über verschiedene digitale Tools und Plattformen für die Online-Mediationen.
- Stellen Sie die Vertraulichkeit in digitalen Mediationsprozessen sicher und berücksichtigen Sie die Vorgaben des Datenschutzes.
Persönliche Entwicklung und professionelle Haltung
- Verinnerlichen Sie tiefgehend die Rolle der Mediatorin als zugewandt-neutrale Unterstützerin.
- Arbeiten Sie daran, Ihre eigene Konfliktfähigkeit zu erhöhen, um im Beruf, im Privatleben und in Mediationsprozessen professioneller zu agieren.
- Förderung der persönlichen Entwicklung und Verbesserung der Mediationspraxis durch kontinuierliche Selbstreflexion, Supervision und Peer-Feedback.
Dieser Hochschulzertifikatskurs besteht aus insgesamt vier Modulen. Voraussetzung für den Abschluss mit
Hochschulzertifikat ist eine regelmäßige Teilnahme (mindestens 80 %) und die Erstellung von vier Lernportfolios.
Die Bezeichnung
"zertifizierte Mediatorin / zertifizierter Mediator" gemäß der neuen Ver-ordnung zum Mediationsgesetz (gültig ab 01.03.2024) wird offiziell vergeben, nachdem schriftlich bestätigt wurde, dass innerhalb von drei Jahren nach Abschluss dieser Ausbildung mindestens fünf weitere Mediationen selbstständig oder in Co-Mediation durchgeführt und supervidiert wurden. Innerhalb unserer Weiterbildung bieten wir Ihnen ausführliche Informationen zur Auswahl, Dokumentation und Supervision Ihrer Fälle nach Abschluss der Grundausbil-dung. Zudem stellen wir ein spezielles Supervisionsangebot für die Absolvent*innen der Mediationsausbildung an der HSD-Akademie bereit.
Verfügen Sie über einen Bachelor (B.A.) oder einen vergleichbaren Abschluss, können die Lernportfolios benotet werden. Auf diese Weise schließen Sie zusätzlich mit einem
„Certificate of Advanced Studies“ (CAS) im Umfang von 21 ECTS ab. So können Sie die belegten Zertifikatsmodule ggf. auch in anderen Studiengängen anerkennen lassen.
Möchten Sie sich nach Abschluss dieser Mediationsausbildung anschließend regelmäßig fortbilden, wie es die Verordnung zum Gesetz vorsieht, so können Sie dies mit unseren derzeit in Planung befindlichen Aufbaumodule. Mit den Aufbaumodulen können Sie das CAS erweitern und nach 2 weiteren Modulen das „Diploma of Advanced Studies“ (DAS) erwerben. Weitere Informationen erhalten Sie hierzu rechtzeitig in diesem Kurs.
Veranstaltungsinhalte
Die modulare, inhaltlich aufbauende Struktur der Einführung und der Grundausbildung widmen sich dem Mediationsverfahren mit dem Ziel konstruktiver Lösungen und den Besonderheiten der Familienmediation (I), auf die Perspektive und fördernde Neutralität der Mediator*in und der Strukturverantwortlichkeit (II), den Umgang mit Emotionen in der Mediation und spezielle Hausforderungen im Mediationsprozess (III) sowie rechtliche Aspekte und Gerechtigkeitsmo-delle zur Vertiefung des Mediationsverständnisses (IV).
Darüber hinaus wird ein besonderer Schwerpunkt auf das Thema Mediation und digitale Medi-en gelegt. Dies umfasst die Besonderheiten der digitalen gestützten Mediation und deren Mög-lichkeiten und Grenzen, die Entwicklung von Fähigkeiten der Kommunikation im digitalen Raum sowie die sichere Anwendung unterschiedlicher digitaler Formate.
Die begleitende Supervision ist individuell auf Ihre Bedürfnisse und Entwicklungsfortschritte zugeschnitten und fördert Ihren Transfer von der Theorie in die Praxis.
Modul 1
Einführung & Supervision/ Praxisreflexion
M1.1: Einführung
- Vorstellung und Überblick über den Zertifikatskurs
- Einführung in die Mediation, Anwendungsgebiete der Mediation
- Überblick über das Mediationsverfahren
- Grundvoraussetzungen/ Tragende Prinzipien der Mediation
- Die Rolle der Mediator*in, Grundfertigkeiten
- Konflikttheorie, - dynamik, Wirklichkeitssichten im Konflikt, Konfliktregelungsmodelle
- Interventionen: Technik des Paraphrasierens, loop of understanding
M1.2: Supervision
- Reflexion der eigenen Rolle in der Mediation und Abgrenzung zu anderen Rollen
- Biografische Selbstreflexion und mögliche Einflüsse auf das Handeln als Mediator*in
- Fallsupervisionen und –besprechungen
- Praxisreflexion der eigenen Mediationsfälle
- Förderung von Theorie-Praxis-Transfer
Modul 2
Grundausbildung I und II
M2.1 Grundausbildung I
- Die fünf Phasen des Mediationsverfahrens: Vorgespräch und Arbeitsbündnis, Stoffsammlung mit Bestimmung der Themen, Bearbeitung der Konfliktfelder im Hinblick auf Interessen und Bedürfnisse, Verhandlungsebene mit ressourcenorientierter Optionenbildung, Einigung und Treffen einer Abschlussvereinbarung
- Mediationsstile
- Besonderheiten der Familienmediation
- Setting der Mediation, Vor- und Nachbereiten der Mediationssitzung, Visualisierung und Dokumentation
- Wirkung von Einzelgesprächen, Co-Mediation, Mediation mit Gruppen, Shuttle-Mediation, Hinzuziehung Dritter
- Fallbearbeitung
M2.2 Grundausbildung II
- Der Mediationsprozess aus der Sicht der Mediator*in
- der verstehensbasierte Ansatz: Würdigung der Beziehung der Beteiligten als Voraussetzung sachlicher Lösungen für den Konflikt
- Perspektivwechsel und Akzeptanz der Unterschiedlichkeit als Schlüssel zum Verlassen des reaktiven Verhaltens, Einnehmen einer zukunftsgerichteten Blickrichtung, fördernden Neutralität
- zeitlicher Ablauf der Mediation, die Logik der Verständigung auf der Handlungs- und Einstellungsebene
- Strukturverantwortlichkeit, Strukturieren als Technik, Einzelgespräche in Anwesenheit des anderen zur Erforschung der Interessen
- Verhandlungsmethoden und -kompetenz
- Frageformen, Zuhören
- Fallbearbeitung
Modul 3
Grundausbildung III und IV
M3.1 Grundausbildung III
- Umgang mit Emotionen, Herausforderungen für die Mediator*in
- Gefährdungen der Unparteilichkeit; Umgang mit Widerständen der Parteien
- Teamarbeit: Zusammenarbeit mit Sachverständigen, Anwälten, Psychologen
- Grundlagen für mediatives Denken
- Kreativitätstechniken zur Optionenbildung
- Einigungsphase
- Fallbearbeitung
M3.2 Grundausbildung IV
- Recht (in) der Mediation; Gerechtigkeitsmodelle
- Gestaltung des Mediationsvertrags in Phase I; Abschlussvereinbarung Phase V
- Verschwiegenheitspflichten, Berufsrecht
- Verfahrensgerechtigkeit, Umgang mit Macht
- Fallbearbeitung
- Überblick Vertiefungsangebote
- Abschluss des Zertifikatskurses
Modul 4
Mediation und digitale Medien
- Besonderheiten der digitalen Kommunikation
- Entwicklung medialer Kommunikationskompetenzen für den Mediationsprozess
- Mediation in unterschiedlichen digitalen Formaten (z. B. Video, Chat, E-Mail)
- Möglichkeiten und Grenzen von Mediation im digitalen Raum