Ringvorlesung
Forschungsprojekte und Forschungsmethoden der Sozialen Arbeit
Wintersemester 2018/19
DONNERSTAGS 12:45-14:15 UHR
Die Disziplin Soziale Arbeit setzt sich mit einer Vielzahl gesellschaftlicher Fragen auseinander. Die Vielschichtigkeit des Fachs wird nicht zuletzt an der Bandbreite ihrer Bezugswissenschaften deutlich. Vertreter*innen des Forschungsgebiets in Wissenschaft und Praxis setzen sich unter anderem mit den Themen Erziehung, Lebensalter, Benachteiligung und Intersektionalität, Migration oder Bildender Kunst auseinander. Bei der Erforschung dieser Fragestellungen greift die Soziale Arbeit zudem sowohl auf Methoden der qualitativen als auch der quantitativen Sozialforschung zurück. Doch welches Design eignet sich für welche Fragestellung?
Um für die Passung von Methode und Forschungsfrage zu sensibilisieren und die Lust am Forschen zu wecken, werden in der Ringvorlesung verschiedene Forschungsmethoden sowie ihre Anwendung anhand ausgewählter empirischer Projekte vorgestellt. Lehrende von verschiedenen Hochschulen geben einen Einblick in ihre Forschungstätigkeit und berichten von der Entwicklung der Fragestellung über die Auswahl der passenden Methode bis hin zur Auswertung und Analyse der Ergebnisse. Dabei laden sie zur Diskussion sowohl ihrer Projekte als auch der Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Forschungsmethoden ein.
Die Ringvorlesung richtet sich an Studierende, Forschende und Lehrende sowie an alle Interessierte, die Themenfelder der Sozialen Arbeit näher kennenlernen und sich mit ihren Forschungsmethoden vertraut machen möchten. Der Besuch nur einzelner Veranstaltungen ist willkommen.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Programm WS 2018/19
08.11.2018 Raum: 04.E.002
Deutungen von Armut in Kindertagesstätten – Das Gruppendiskussionsverfahren in der empirischen Praxis
Stephanie Simon, M.A.
Universität Kassel
Das Verbundprojekt „Umgang mit und Deutungen von Armut in Kindertagesstätten“ der Universität Kassel und des Evangelischen Fröbelseminars fragt danach, welche Erfahrungen Fachkräfte in ihren Einrichtungen mit (Kinder-)Armut machen und welche Sichtweisen sie auf Thematiken Sozialer Ungleichheit haben. Ein Anliegen des Projektes ist, die dahinter stehenden Orientierungsmuster über die Rekonstruktion der Diskussionen sichtbar und fruchtbar für die weitere (Ausbildungs-)Praxis zu machen. Das Datenmaterial wurde mittels des Gruppendiskussionsverfahrens generiert, welches über eine dilemmaartige Vignette eingeleitet wurde, die zum Reflektieren und Diskutieren anregen sollte. Ausgewertet werden die Diskussionen mit der Dokumentarischen Methode.
13.12.2018 Raum: 04.E.002
Experten vs. Akteure? Die Methode der Experteninterviews als ergänzende Methode akteurszentrierter Forschung
Dr. Claudia Olivier-Mensah
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Der Vortrag basiert auf den methodischen Erfahrungen, die im Rahmen eines Forschungsprojektes gesammelt wurden, welches ghanaische Rückkehrer*innen untersucht. Basierend auf Theorien der Transnationalität verdeutlichen die empirischen Daten, dass das Phänomen der Rückkehr Teil eines zirkulären Prozesses anstatt Endpunkt der Migration darstellt. Im Mittelpunkt der Forschung steht die Frage: Welche transnationalen Muster können in Rückkehr-Migrationen identifiziert werden? Zur Beantwortung wurde eine Methodentriangulation bestehend aus offenen Leitfadeninterviews, der qualitativen egozentrierten Netzwerkanalyse (QNA), der teilnehmenden Beobachtung sowie Experteninterviews herangezogen.
20.12.2018 Raum: 04.E.002
Standardisierte Befragung in der Versorgungsforschung am Beispiel InRegA-Dem (Inanspruchnahme und Nutzbarkeit regionaler Angebotsstrukturen bei Demenz)
Prof. Dr. Liane Schirra-Weirich
KatHo NRW Aachen
Aufgrund demographischer Entwicklungen werden die Themen der häuslichen Versorgung von Menschen mit Demenz durch versorgende Angehörige und regionale Netzwerkstrukturen immer häufiger diskutiert. Das Projekt untersucht die Inanspruchnahme und Nutzbarkeit von Angebotsstrukturen mit dem Ziel, häusliche Versorgungsarrangements langfristig zu stabilisieren und weiterzuentwickeln. Methodik: Es werden offene (Fokusgruppen mit Stakeholdern) und standardisierte Methoden (Fragebogenerhebungen) der Datenerhebung genutzt. Die Datenauswertung erfolgt auf der Basis quantitativer Verfahren.
17.01.2019 Raum: 04.E.002
Differenz als Fokus der Inklusionsforschung. Zum Potenzial einer rekonstruktiven Erforschung inklusiven Unterrichts am Beispiel des Projekts EFiS-NRW
Dr. Thorsten Merl
Universität zu Köln
Das Forschungsprojekt „EFiS-NRW – Auf dem Weg zur Inklusion: Ethnographische Feldstudien in Schulen in NRW“ untersucht in differenztheoretischer Perspektive die Rekonstruktion, Dekonstruktion und Konstruktion von Differenz(en) in verschiedenen pädagogischen Handlungsfeldern. Praxeologische Analysen inklusiven Unterrichts zeigen, dass im Zuge der Inklusion von Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an staatlichen Regelschulen Möglichkeiten der dauerhaften legitimen Abweichung von universalistischen Leistungserwartungen entstehen. Diese Befunde werfen Fragen nach einer (spezifischen) pädagogischen Ordnung eines inklusiven Unterrichts auf und plausibilisieren Überlegungen zu einem meta-ethnographischen Forschungsprogramm zu Inklusion.