In Düsseldorf startete am 1. März 2024 ein neuartiges Angebot für obdachlose drogengebrauchende Menschen: Die Niedrigschwellige Unterbringungs- und Beratungsstelle Moskauer Straße (NUB)‘. Zielgruppe der Einrichtung sind obdachlose drogengebrauchende Menschen.
Anlass für die Einrichtung der NUB war insbesondere die Räumung einer großen Baugrube im Stadtzentrum im November 2023, die in den Jahren davor zu einem Aufenthaltsort der offenen Drogenszene geworden war. Ein Teil der Szene, schätzungsweise bis zu 70 Personen, nutzte die Baugrube auch als Wohnort und lebte dort in behelfsmäßigen Verschlägen unter prekärsten Bedingungen.
Prof. Dr. Anne van Rießen und Prof. Dr. Christoph Gille haben im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf die Einrichtung wissenschaftlich begleitet. Die Begleitforschung im Auftrag der Stadt Düsseldorf sollte erkunden, ob und wie die Einrichtung in diesem Zeitraum zu einer Verbesserung der Lebenslage der anvisierten Zielgruppe beiträgt. Die Erkenntnisse sollten bei einer möglichen Weiterführung der NUB berücksichtigt werden.
Mittlerweile wurde die Einrichtung an einem neuen Standort fortgesetzt. Der jetzt vorliegende Bericht bündelt die Erkenntnisse der Begleitforschung. Dabei orientiert sich die Forschung an der theoretischen Perspektive der Sozialpädagogischen Nutzer:innenforschung. Im Zentrum steht die Frage, welchen Nutzen bzw. Nicht-Nutzen die NUB für ihre Bewohner:innen hat.
Zur Untersuchung der Frage wurden drei verschiedene Datensorten erhoben: teilstandardisierte Befragungen der Nutzer:innen der Einrichtung, leitfadengestützte Expert:inneninterviews und teilnehmende Beobachtungen in der Einrichtung und in verschiedenen steuernden Gremien. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung belegen einen klaren Nutzen der innovativen Einrichtung. Wesentlich dafür ist die rechtskreis- und trägerübergreifende Zusammenarbeit von verschiedenen städtischen wie frei-gemeinnützigen Akteuren. Etablierte Zuständigkeiten wurden überwunden und stattdessen gemeinsam an den Zielen der Einrichtung gearbeitet. Eine hohe Professionalität aller Akteure – vom Sicherheitsdienst bis zur den Behördenmitarbeiter:innen – ist dafür ebenso Bedingung wie der durchgehend niedrigschwellige Ansatz.
Gleichzeitig bleiben auch in der NUB Herausforderungen bestehen: Die Einrichtung weist Kapazitätsgrenzen auf und etabliert Regelungen, in denen unterschiedliche Bedürfnisse ausgehandelt werden. Ferner können weiterführende langfristige Perspektiven im Hinblick auf Wohnen nur erarbeitet werden, wenn ausreichend Wohnraum und der Zugang zu diesem vorhanden ist. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen können diese Widersprüche nicht aufgelöst werden.
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